17.01.2016 Seit mehreren hundert Jahren betreibt die Südsteiermark von Radkersburg über Mureck und Leibnitz regen Handel entlang der Mur.
Mit Flößen kam Holz und Salz aus der Obersteiermark zu uns und mit Fuhrwerken wurde Wein, Honig und Getreide flussaufwärts entlang der Mur transportiert. Diese Handelswege waren der Ursprung für die Planung und den Bau der 1885 errichteten Radkersburger Bahn, die 1890 sogar bis Luttenberg (Ljutomer) verlängert wurde. Die dadurch entstandene Abhängigkeit wandelte sich zu einer Verbundenheit untereinander und dieser geschichtlich gediegene Zustand konnte auch durch eine politisch gelenkte Entscheidung gegen den Willen der Bevölkerung nicht neutralisiert werden.
Der Bürgermeister von Murfeld, Herr Ing. Werner Grassl, ist überhaupt erst Bürgermeister geworden, weil über einen Bezirkswechsel nach Leibnitz nicht zielorientiert genug verhandelt wurde. Die regierende Bürgermeisterpartei rutschte in Murfeld bei der letzten Gemeinderatswahl deswegen um fast 25% ab, sagt man.
Auch in Mureck gibt es seit November 2011 einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderates, dass eine Fusion mit dem befreundeten Bezirk Leibnitz die tatsächliche Lebensrealität der Bevölkerung wiederspiegelt und daher ein Zusammenschluss mit dem Bezirk Leibnitz logisch und gewünscht ist. Dieser Wunsch der Bevölkerung wurde von der Politik ausgeblendet und musste zugunsten der Interessen der Politik und ihrer Machenschaften weichen.
Und genau hier ist offensichtlich die Fehlentwicklung zu ergründen, die zur Unzufriedenheit der Bewohner führt. Es wird von oben nach unten regiert anstatt umgekehrt. Zum Wohle der Partei, anstatt zum Wohle des Volkes.
Nicht nur in Murfeld und in Mureck fühlt sich die Bevölkerung im Zuge der Bezirksfusion über den Tisch gezogen, selbst in der Stadt Bad Radkersburg haben seinerzeit 700 von 1.385 Einwohnern gegen eine Fusionierung mit dem Bezirk Feldbach eigenhändig unterschrieben.
Hier hat die Politik versagt und die Unzufriedenheit stößt noch immer sauer auf. So eine Entscheidung zu treffen, ohne vorher die Betroffenen einzubinden, ist dilettantisch und unprofessionell.
Viel Geld wird nun in die künstliche Attraktivierung von Feldbach gesteckt, Geld das anderswo fehlt und in Wahrheit anderswo besser angelegt wäre. Die unattraktiven Busverbindungen und die zwei zusätzlichen Kindergartentaxis nach Feldbach belasten die Budgets der Gemeinden und das der Landesregierung.
Zum einen ist es nicht die Aufgabe einer Gemeinde einen Nahverkehr zu finanzieren und zum anderen ist es eine Zumutung diese fehlenden Gelder von wirklich sinnvollen Projekten abzuziehen, quasi als Wiedergutmachung für eine politische Fehlentscheidung.
Man kann auch nicht verlangen, dass ein Unternehmen von sich aus, egal ob privat oder staatlich, eine Buslinie betreibt, bei der keine Fahrgäste zu erwarten sind. Das ist ja auch der Grund, warum es bis jetzt keinen dichteren Fahrplan nach Feldbach gegeben hat.
Ein kurzer Blick auf den Verkehrsserver des Landes Steiermark macht klar, warum es vergeudete Liebesmüh ist, Feldbach für uns Südsteirer zu attraktivieren. Über die ehemalige Bezirksgrenze in Stainz bei Straden zählte der Straßenerhaltungsdienst 3.100 Fahrzeugbewegungen pro 24 Stunden zwischen dem ehemaligen Bezirk Radkersburg und Feldbach.
Im selben Zeitraum bewegen sich rund 7.000 Fahrzeuge über Weinburg von und in den ehemaligen Bezirk Leibnitz und noch einmal rund 4.700 Kraftfahrzeuge über Gersdorf Richtung Leibnitz. Wenn also ein Kraftfahrzeug nach FB fährt, fahren gleichzeitig vier nach LB. Ähnliche Tendenzen gibt es auch im öffentlichen Verkehr
. Pro eine Verbindung mit den Öffis nach Feldbach gibt es 5,4 Verbindungen nach Leibnitz und weiter nach Graz. Und das hat auch seinen guten Grund.
Fahrgastzahlen über den Busverkehr liegen mir zwar nicht vor, jedoch kann ich bestätigen, dass wir auf der Radkersburger Bahn rund 750 werktägliche Fahrgäste zählen. Da unsere Kinder auch in Leibnitz und in Kaindorf zur Schule gehen, wird auch die Frequenz im Busverkehr entsprechend hoch sein.
Es gibt also keinen Bedarf und keine Fahrgäste für die Destination Feldbach, vielleicht mit Ausnahme einiger weniger Schüler, für die wahrscheinlich auch ein PKW reichen würde. Es genügt einfach nicht, nur das Angebot zu vergrößern, wenn es keine Nachfrage gibt. Hier stürzt man sich nur Hals über Kopf in unnötige Ausgaben, die, wie schon erwähnt, anderswo sinnvoller angelegt wären.
Für mich ist es daher absolut schlüssig, dass sich Herr Bürgermeister Ing. Werner Grassl aus Murfeld und auch Toni Vukan aus Mureck nach Leibnitz orientieren, weil die Zukunft dieser Region genau in diese Richtung zeigt und jeder, der etwas anderes behauptet, ist ein Realitätsverweigerer.
Hier nützen nicht einmal die vulkanlandfreundlichen Werbungsversuche der lokalen Presse, die Südoststeiermark schön zu reden. Ganz im Gegenteil. Kopfschüttelnd wird zum Teil zur Kenntnis genommen, aus welchen „fremden Gegenden“ tagtäglich in den Lokalmedien berichtet wird. Die Lokalnachrichten aus Bad Gleichenberg oder Jennersdorf sind für einen Murecker gleich interessant wie die Meldungen aus Selzthal oder Bezau in Vorarlberg.
Es ist daher absolut begründet, dass sich sowohl Murfeld als auch Mureck um eine Richtigstellung der Bezirksgrenzen bemühen und diese auch zum Wohle der Bürger umsetzen. Auf lange Sicht ist dieser Schritt unumgänglich und mit etwas Phantasie könnte ich mir durchaus vorstellen, dass Murfeld und Mureck gemeinsam als Gemeinde schon bald das KFZ Kennzeichen LB führen könnten.
Autor Armin Klein ist ein 45-jähriger Südsteirer, der seit rund 20 Jahren fast täglich zwischen Bad Radkersburg und Leibnitz pendelt.
„Eine funktionierende Infrastruktur ist daher das Wichtigste, damit Systeme überhaupt funktionieren können. Das lernen sogar schon unsere Kinder bei Strategiespielen im Internet. Nicht nur unsere Radkersburger Bahn ist so eine Infrastruktureinrichtung, sondern auch der Spitalsverbund Bad Radkersburg-Wagna, und viele andere!
Da es solche logischen Systeme und Synergien zwischen Radkersburg und Feldbach bis heute nicht gegeben hat, müssen andere, niedrigere Kriterien entschieden haben, diese beiden „fremden“ Regionen zu vereinen. Da auch der größere Teil der Bevölkerung dagegen war, bleibt nicht mehr viel von dem übrig, was den Ausschlag für diese Zwangsfusion ausgemacht hat. Es liegt nun an uns, gegen solche kostspieligen Fehlentscheidungen aufzutreten.“